09.01.2018 Literaturwissenschaftlerin von der Universidad Nacional de la Patagonia San Juan Bosco hält Vortrag an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Die Literaturwissenschaftlerin Luciana Mellado hat während eines Forschungsaufenthalts in Jena, den sie im Rahmen ihrer Mitarbeit am romanistischen Teilprojekt des Thematischen Netzwerks absolvierte, einen Vortrag zum Thema Literarische Kartografien der Erinnerung: Grenzen, Migration und Verortungen im Süden Argentiniens gehalten. Mellado widmete sich den diskursiven Kartografien, die individuelle wie kollektive Identitäten lokalisierbar machen, und berief sich dabei im Wesemtlichen auf das Theorieangebot der Postcolonial Studies; auf diese Weise konnte sie alternative Karten für eine bislang nur von außen kartografierte Region sichtbar und lesbar machen. Diese alternative Kartografie indes ist heterogen und beweglich, da sie sich aus einem Dispositiv des Schreibens und Lesens ableitet; nachvollziehbar wird dieses Dispositiv jedoch nur, wenn man – wie es Mellado in ihrem Vortrag tat – zugleich das Konzept der Grenze problematisiert. Denn die Grenze ist in Patagonien deshalb ein Problem, weil die besonders große kulturelle und soziale Diversität seiner Bevölkerung geopolitisch fixierte Differenzen permanent in Frage stellt. Mit Hilfe von Theoretikern wie Walter Mignolo, Gloria Anzaldúa, Abril Trigo und Mary Louise Pratt konnte Mellado diesen Ambivalenzen Rechnung tragen: denn mit diesen gerät die Genze als ein Ort der Multiplizität in den Blick. Die Migrationsbewegungen lassen sich dann als Teil historischer Deplatzierungsphänomene begreifen und entsprechend als Ausdruck einer grundlegenden Beweglichkeit. Aus dieser wiederum resultieren Verortungen, die in der aus der Literatur aus und über die Region abgeleiteten Kartografie lesbar werden, die Formen lokalen Wissens bereithält und ästhetisch wie sozio-kulturell zum Ausdruck bringt.
Die Videoaufzeichnung von Lucia Mellados Vortrag finden Sie hier: https://www.db-thueringen.de/receive/dbt_mods_00033945